140-jähriges Jubiläum der Theatergruppe im TV Obing
Bereits im Jahre 1884 wurde in Obing die Theatergesellschaft von einer Handvoll Enthusiasten gegründet. Kurze Zeit später kam der legendäre Xaver Terofal als Pächter des Gasthofs Zur Post nach Obing und somit auch zu zum Theater. Terofal wurde mit der später von ihm mitgegründeten Schlierseer Bauernbühne weltberühmt und brachte auf Tourneen die bayerische Theaterkultur schon Anfang des 20. Jahrhunderts bis nach Amerika.
Die Theatergruppe, die bereits seit 1910 zum TV Obing gehört, spielt also seit 140 Jahren Theater und das seit Anfang an auf der gleichen Bühne und gehört damit zu den ältesten Dorftheatern in Oberbayern.
Das war Grund genug zu feiern. Angefangen haben die Obinger Theaterer an Maria Himmelfahrt Vormittag mit einem Gottesdienst zum Gedenken ihrer verstorbenen Mitglieder in der Obinger Pfarrkirche, den Pfarrer i.R. Christoph Kronast zelebrierte. Am Abend fand dann im Biergarten beim John die erste Aufführung des Einakters „Giftige Schwammerl“ statt. Vor vollbesetzten Bänken und bei einem lauen Sommerabend wurde die Bühne zur Stube auf einer Almhütte. Der Senn Lois von der Griesbachalm (Karl Scherlin) wundert sich über darüber, dass auf der Alm immer wieder Butter und Kas verschwinden, wobei seine Frau, die Moidl (Alexandra Zierer), so sparsam beim Kochen mit dem Schmalz umgeht, wie sie sagt. Der Senn hat einen Verdacht, aber keine Idee, wie er den Täter überführen könnte, bis dann die Nandl, Sennerin von der benachbarten Wildbachalm einen genialen Einfall dazu hat. Natürlich musste auch der Jungknecht Girgl (Johannes Eder) in diese Verschwörungsgemeinschaft eingebunden werden, er war es ja, der der Bäuerin die Schwammerl brachte. Eine vermeidlich giftige Schwammerlsuppe hat den Übeltäter überführt, drunter und drüber ging es in dem lustigen Einakter von Franz Vogl. Simmerl der Altknecht von der Grießbachalm (Bastian Klaus) und auf der Alm als Vielfraß bekannt, konnte der gutriechenden Schwammerlsuppe von Moidl ned widerstehen, als ihm dann seine Mitbewohner von den vermeintlich giftigen Schwammerl erzählten, die sich in die Suppe eingemischt hatten, nahm das Drama um das Ableben des Altknechtes seinen Lauf und vorm dahinscheiden wollte dieser noch in einer Beichte beim Bauern sein Gewissen erleichtern und gestand dem Lois seine heimlichen Stibitzereien beim Butter und Kas.
Gut eine Stunde lang wurden die Zuschauer jeweils, an den drei Aufführungsabenden, in ein uriges und verzwicktes Leben auf der Alm entführt.
Eine griabige und gemütliche Atmosphäre auf der Bühnen-Almstube hatten die Spieler. Wie immer ins rechte Licht gesetzt vom Team für Bühnenbild und Technik Hans Eder, Stefan Oberlechner, Christof Jost, Hans Wolfegger und Sebastian Zehentmaier. Falls es bei den Spielern einen Hänger im Text gegeben hätte, wäre die Souffleuse Sigrid Schausbreitner helfend eingesprungen. Für die Regie war die Leiterin der Theatergruppe, Lisa Steinsiek, zuständig und Petrus hat an allen drei Abenden für gutes Wetter während der Aufführung gesorgt, was sicher auch der Anwesenheit der örtlichen Geistlichkeit beim ersten und letzten Abend, Pfarrer i.R. Christoph Kronast zu verdanken war. Zum Festabend am 17.August freuten sich Lisa Steinsiek und Sebastian Zehentmaier eine große Schar von Gästen begrüßen zu können. Allen voran die Vertreter des TV Obing mit dem ersten Vorstand Jochen Mang, den Bezirksvorsitzenden Oberbayern vom Verband der Bayerischen Amateurtheater e.V. Walter Prochaska mit Frau, Bürgermeister Sepp Huber und seinem Gemeinderat, die örtliche Geistlichkeit mit Pfarrer Christoph Kronast und der Gemeindereferentin Jacqueline Egold, sowie die anwesenden Theaterer aus Amerang und Hemhof, die Mitglieder der Dorfbühne aus Sinich in Südtirol, die benachbarten Theatergruppen aus Seeon und Kienberg, die Theater AG der FOS – BOS aus Traunstein, sowie die Spieler aus Peterskirchen, Grünthal und Truchtlaching. Zehentmaier hieß weiters die anwesenden Mitglieder der Obinger Ortsvereine herzlich willkommen, Markus Milkreiter, als Vertretung der Brauerei Steiner Biere und ganz wichtig, alle ehemaligen und aktiven Mitglieder der Theatergruppe Obing wie auch die Wirtsleut‘ John und Rita mit seinem Team.
Ludwig Zacherl mit seiner Ziach sorgte in seiner charmanten und witzigen Art, vor der Aufführung, während der Pause und zum Ausklang des Abends für die musikalische Unterhaltung.
Lobende Worte für die Obinger Theaterer, die auf eine 40 Jahr längere Geschichte als der Landesverband zurückblicken können, gab es aus dem Mund von Walter Prochaska, der sich auch für die hervorragende Leistungen im Bereich der Jugendarbeit bedankte. Für den Verein hatte er eine Ehrenurkunde vom Präsidenten Sepp Käser im Gepäck, die er an die Vorsitzende der Obinger Theatergruppe Lisa Steinsek, überreichte. Der Malbetrieb Eder gestaltet seit Generationen und Hans Eder inzwischen seit 10 Jahren das Bühnenbild, wofür er vom Verband der bayerischen Amateurtheater für seine Verdienste mit einer Ehrenurkunde und Anstecknadel ausgezeichnet wurde. Der Ehrung vom Verband hat sich auch die Obinger Theatergruppe mit einer kleinen Aufmerksamkeit angeschlossen.
Für die Ameranger Theatergruppe hielt Konrad Gubisch die Laudatio an den Obinger Verein, voll des Lobes über die hervorragende Arbeit und mit Glückwünschen zum 140-jährigen Jubiläum bedankte sich Gubisch für die Einladung. Der Obinger Bürgermeister Sepp Huber beglückwünschte die Theatergruppe im Namen der Gemeinde Obing und dankte den Theaterern für die vielen netten Stunden, die sie ihren Besuchern schenkten.
Zum Schluss gab es noch Dankes- und Grußworte vom Präsidenten des TV Obing, Jochen Mang. Er hielt Rückblick auf die Zeit vor 140 Jahren, als 1884 in Berlin der Kaiser regierte und in Bayern König Ludwig mit der Verwirklichung seiner Träumereien beschäftigt war, gerade in einer Zeit rechter Schufterei fanden sich in Obing Leute zusammen, die ihre Zeit und ihre Leidenschaft dem Theaterspielen schenkten. Mang erinnerte auch an die vielen bereits verstorbenen und legendären Spieler. Namen wie Karl Specht, Werner Schubert und Graßl Erich sind gefallen, unvergessen auch Rosmarie Ober, so der Präsident. Besonders stolz ist der TV Obing darauf, dass man im Umkreis wohl der einzige Sportverein ist, der eine Theaterabteilung hat und dass durch die Abteilungsleiterin Lisa Steinsiek wieder eine Jugendtheatergruppe aufgebaut wird. Mang dankte nicht nur den ehemaligen und aktuell aktiven Spielern für ihren Einsatz und Engagement, sein Dank richtete sich auch an die örtlichen Handwerksbetriebe, die mit Geld- und Sachspenden stetig mithelfen und an das Publikum, als größte Unterstützer, die seit 140 Jahren die Vorstellungen im gleichen Lokal, dem Gasthaus zur Post in Obing, besuchen. Mit einem Geschenkgutschein bedankte sich der TV Obing bei seiner Theaterabteilung, gemeinsam wurde auf das Jubiläum angestoßen und in gemütlicher Runde fand der Abend zu später Stunde seinen Abschluß.
-ekh